Stadtportrait

Die Chronik der Leuner Stadtteile im Überblick

Hier kann nur ein kurzer Eindruck über die reichhaltige Geschichte unserer Stadtteile vermittelt werden. Vertiefendere Informationen enthalten die „Leuner Chronik“ und die „Geschichte des Kirchspiels Biskirchen, Bissenberg und Stockhausen“. Der Erforschung unserer Vergangenheit haben sich im Besonderen die Heimatkundlichen Arbeitskreise in Biskirchen und Bissenberg sowie der Arbeitskreis Stadtmuseum in Leun verschrieben.

Stadtteil Leun (incl. Leun-Lahnbahnhof)

Bild der evangelischen Kirche Leun

Der in seinem Kern mittelalterlich geprägte und denkmalgeschützte Ort kann auf eine lange Geschichte verweisen und ist nach der frühesten urkundlichen Erwähnung aus dem Jahre 771 eine der ältesten Siedlungen des Lahntals. An einer alten Handelsstraße gelegen, machte man bereits im Mittelalter durch zahlreiche Märkte auf sich aufmerksam. Trotz mehrfacher Verwüstungen in Folge von Hochwasser und kriegerischen Auseinandersetzungen, Pestepidemien und einer Hungersnot hat sich der Ort erhalten und behauptet. Ende des 15. Jahrhunderts erhielt Leun die Marktrechte, etwa zeitgleich mit dem Bau einer steinernen Brücke über die Lahn, die lange Zeit die einzige zwischen Wetzlar und Weilburg war. Beides bildete die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung (u.a. durch den Wollmarkt) und die Entwicklung Leuns zur Stadt, die 1664 durch die Verleihung der Stadtrechte durch den Grafen von Solms bestätigt wurde. Eine Reihe schöner, gut erhaltener Bürgerhäuser aus dem 17. Jahrhundert und Teile der Stadtbefestigung sind Zeugen dieser Blütezeit. Trotz Errichtung der steinernen Brücke über die Lahn gelang es dem Grafen zu Solms allerdings nicht, die alte Handelsstraße von Herborn über Wetzlar nach Frankfurt durch Leun zu leiten.

Die Verleihung der Stadtrechte wurde 1954 erneuert und am 31.12.1971 durch den freiwilligen Zusammenschluss auf die neue Stadt Leun mit den Stadtteilen Biskirchen, Bissenberg und Stockhausen übertragen. Zusammen mit dem Siedlungsteil Lahnbahnhof bildet Leun heute den größten aller Stadtteile.

Leun-Lahnbahnhof (mit der Bahnhofsbezeichnung „Leun - Braunfels") liegt in einer Talsenke des von drei Seiten umgebenden Östlichen Hintertaunus am Ende des Isertals. Seine Entstehung an einem Lahnübergang ist etwa in das Jahr 1432 zu datieren. Noch bis zum 2. Weltkrieg bestand hier eine direkte Brückenverbindung nach Leun. Erst in den achtziger Jahren wurde wieder eine Fußgängerbrücke errichtet. Wirtschaftliche Bedeutung erlangte Leun-Lahnbahnhof vor allem nach dem Bau der Lahntal-Eisenbahn im Jahre 1863, als Verladeort für die in der Umgegend (wie im gesamten Lahn-Dill-Gebiet) abgebauten Eisenerze.

Stadtteil Biskirchen

Altes Backhaus Biskirchen

An der Mündung des Ulmbaches in die Lahn gelegen, wurde Biskirchen Stadtteil wurde 1245 erstmals urkundlich erwähnt. Der Name, der im Mittelalter Bischofskirchen lautete, geht zurück auf den ursprünglichen Grundherrn und Kirchenstifter, den Konradiner- Bischof Rudolf von Würzburg - (892 bis 908), einem Bruder König Konrads des l. Die Kirche lag, wie Ausgrabungen von 1937 ergaben, in der hochwasser- gefährdeten Lahnniederung am Fuße der das Dorf tragenden Erhebung. Sie wurde 1871 am oberen Ortsausgang durch einen Neubau ersetzt. Der Stadtteil Biskirchen ist durch seine kohlesäurehaltigen Heil- und Mineralquellen weithin bekannt. Bereits 1650 erwähnt, spendet der Gemeindeborn „Gertrudisbrunnen“ der Bevölkerung sowie allen Gästen noch immer sein heilsames Nass. Bereits 1896 nahm die industriell genutzte „Heilquelle Karlssprudel“ ihren Betrieb auf. Seit 1968 ist Biskirchen staatlich anerkannter Erholungsort. Das heutige Erscheinungsbild des Ortes wurde maßgeblich geprägt durch die Teilnahme an dem Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden", aus dem Biskirchen im Jahre 1963 als Bundessieger ausgezeichnet mit Goldplakette hervorgegangen war. Die Bewohner haben es verstanden, den Geist des Zusammenwirkens zur Verschönerung von Biskirchen bis in die heutige Zeit zu erhalten.

Stadtteil Stockhausen

Entlang der Lahn und das schmale Grundbachtal hinauf erstreckt sich L-förmig der Stadtteil Stockhausen. Seine Entstehung geht wie die Biskirchens und Bissenbergs in die Zeit der fränkischen Landnahme zurück (400 - 800 n. Chr.); die erste urkundliche Erwähnung datiert ebenfalls aus dem Jahr 1245. Wie Leun-Lahnbahnhof erhielt auch Stockhausen seinen wirtschaftliche Aufschwung als Verladeort für die aus dem Lindenbach-Tal und der nordöstlich des Ortes gelegenen Grube Prinz Berhard abtransportierten Eisenerze. Recht früh hatten die Gemeindevertreter den Nutzen einer Anbindung des Ortes an die Lahntalstrecke der Bahn erkannt. Durch Bereitstellung gemeindeeigener Fläche erhielt man die Bahnstation (1863), an die später die Lindenbachbahn (1884) und die Ulmtalbahn (1921) angeschlossen wurden.

Altes Hofgut Stockhausen


Das Ortsbild weist in seinem Kern auf die Entwicklungsgeschichte eines mittelalterlichen Reihendorfes hin. Dessen Ausgangspunkt liegt im Bereich zwischen dem ehemaligen gräflichen Hofgut und den Straßen „Am Stockbach“ und „Hauptstraße“. Die Kapelle auf dem Kirchberg (um 1600) ist den Zerstörungen im 30jährigen Krieg zum Opfer gefallen und wurde durch die Kreuzkapelle ersetzt.

Stockhausen bildet den geografischen Mittelpunkt der neuen Stadt Leun und wurde daher nach dem Zusammenschluss im Jahre 1972 Verwaltungssitz.

Stadtteil Bissenberg

Evangelische Kirche im Stadtteil Bissenberg

Bissenberg - 70 m höher als Biskirchen oberhalb des Ulmtals gelegen ist der kleinste Stadtteil Leuns. Seine Entstehung geht wahrscheinlich auf eine mittelalterliche klösterliche Niederlassung zurück, an deren Stelle in romanischer Zeit die heutige evangelische Kirche entstand. Nach erheblichen Zerstörungen im Laufe des 30-jährigen Krieges, erhielt die Kirche 1723 ihre heutige Form und bildet das Wahrzeichen des Ortes. 1313 erstmals als „Bissynberg" urkundlich erwähnt und, wohl in Anlehnung an „Bischofskirchen", anfangs „Bischofsberg" genannt, dürfte es als Folge zu enger Siedlungsfläche in Biskirchen („Bischofskirchen“) entstanden sein. Auf dem Galgenberg am Ortsrand von Bissenberg befand sich früher vermutlich die Richtstätte des Centgerichts „Olmena" (Centgericht = zum Gebiet eines Cents (Teil eines Gaus) gehörendes Gericht; „Olmena" = „Ulmer"). Im angrenzenden Waldgebiet wurde bereits im Mittelalter eine Waldschmiede durch die Solmser Grafen betrieben. Heute bedeutet Bissenberg - begünstigt durch seine Höhenlage direkt am Waldrand - eine wesentliche Ergänzung des Leuner Fremdenverkehrs (u.a. Ausgangs­punkt eines ausgedehnten Wanderwegenetzes).